Hallo liebe Freunde,

oft ist Einkaufen  dieser Tage nicht das reinste Vergnügen. Stöhnend mit vollgefüllten Einkaufskorb und Tüten betrat ich die Küche, wo der Zenmeister mit höchster Konzentration den Herd reinigte,  „Die Jagd nach Schnäppchen war wohl sehr Kräfte zerrend? Wohl dem, der Herr seiner Wünsche ist.“, der Zenmeister kicherte in sich hinein. „Nö, die Jagd war anstrengend, aber lohnend. Doch dieser Spießrutenlauf durch die Wahlstände war total nervend.“, ich zeigte auf den Papierstapel von Flugblättern aller Parteien im Einkaufskorb. Interessierte las der Zenmeister einige der Flugblätter durch, „Die haben aber viel vor.“ 

Grinsend packte ich den Einkaufskorb aus, „ Sicherlich, aber nach der Wahl sieht die Bilanz ehr kläglich aus.“ Der Zenmeister nahm die Beutel mit grünem Tee aus dem Korb, „ Nun gut, wenn sie immer die beste Lösung für die Probleme finden. Dann sind selbst Babyschritte ein Erfolg.“  Ich räumte einiges in den Kühlschrank, „ Um die beste oder problemadäquate Lösung geht es nie. Da werden so viele Kompromisse gemacht, so viel Versprechungen  um die Wähler bei Laune zu halten und erst der Sachzwang im Nachhinein. Da kommt nix bei rum.“ „ Ah ein fauler Kompromiss also?„ ,der Zenmeister ordnete die Tee-Dosen. „So ist es, aber niemals die beste Lösung. Ich frage mich, wie findet man die beste Lösung? Braucht es dazu eine besondere Befähigung?“, ich schaute in meine Tüten mit den Schnäppchen.

Der Zenmeister drehte sich um und lehnte sich gelassen an den Schrank:

„In einer  wilden, aber schönen Berglandschaft lag die Hütte der alten weisen Frau. Sanft  und ruhig stürzte der Wasserfall in den kleinen See neben der Hütte. Während die alte Frau ihre Brote in den Backofen schob,   kletterte eine Börsenmaklerin durch die Wildnis.  Sie hatte die große Krise überstanden, jedoch fand sie nachts keine Ruhe mehr angesichts der Unwägbarkeit des Lebens und seiner Folgen. Sie konnte nicht einfach so weitermachen, ohne eine Antwort über den Sinn. Sie hat von der weisen Frau gehört und wollte von ihr etwas Ehrliches , Handfestes hören im Gegensatz zu den täglichen Luftblasen in ihrer Welt.  Der Weg war beschwerlich und sie verfluchte sich mindestens hundertmal für diese verrückte Idee. Hauptsächlich drückte ihr Laptop schwer auf ihren Rücken, „Scheibenkleister, kann der Weg nicht einfach zu der Frau sein?“ 

Wie aus dem Nichts stand eine alte Frau im brauner Kutte  am Ende des steilen  Pfades, „ Willst du Antworten oder nicht?“ Wütend fauchte die Mittvierzigerin, „Deswegen bin  ich hier hochgeklettert.“   Die Alte bedeutete ihr zufolgen und stellte ihr Wasser und frisches warmes Brot auf den wuchtigen Holztisch hin. Sichtlich enttäuscht fragte die Frau: „Ist das alles, was du zu bieten hast?“  Gelassen lächelte die Alte, „ Willst du Antworten oder nicht?“  Zaghaft stand die Börsenmaklerin auf, „Kann ich mir irgendwo die Hände waschen?“ 

Leicht wie Feder hüpfte die Alte zum See, „Hier wirst du alles finden.“ Leicht irritiert beugte sich die Frau über das Wasser, „Da ist doch nur Wasser.“ Kaum hatte sie das gesagt, packte sie die zierlich Alte wie eine Katze ins Genick und drückte sie mit dem Kopf unter Wasser.  Dann holte sie sie wieder hoch. Mühsam nach Luft schnappend schleppte sich die Frau auf das sichere Land, „Wolltest du mich ertränken?“ Die Alte reichte ihr ein Handtuch, „Du wolltest doch die Wahrheit wissen?“ Sich trocken rubbelnd und hochgratig neugierig sprudelten die Worte aus ihr, „Aber ich hatte noch keine Frage gestellt.“ Sanft hüllte sie die Alte in eine warme Decke, „Es sind immer die gleichen Fragen. Wie ist es dir unter Wasser ergangen?“  „Eine solches Verlangen nach Luft hatte ich noch nie.“, die Frau nahm dankbar die angebotene Tasse mit dem heißen Tee an. Die Alte zwinkerte verschmitzt, „Genau so muss es mit deinem Verlangen nach Wahrheit sein, so wie mit deinem Verlangen nach Luft. Dann findest du die Antworten.“

Ich schlug mir triumphierend auf die Stirn, „Eigentlich ist es ganz einfach. Davon ist die Menschheit noch weit entfernt. Noch träumen sie ihren Traum von der Erlösung oder der großen Katastrophe.“

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„Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist.“

Christian Morgenstern, dt. Schriftsteller, 1871-1914

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Eine schöne Woche  

Patricia

 

© Patricia Fatima Jung 2009